Im Garten

Das Qualmwasser war weg. Es kommt zurück. Die Krokusse leuchten, die Narzissen und Tulpen drängen ans Licht. Von zwei Rosmarinsträucher hat - trotz Winterschutz - nur einer überlebt. Er treibt  und duftet.
Rechts und links steht noch das Qualmwasser. Der Thermometer zeigt 3 Grad an, aber der Rhabarber zeigt eine erste blutrote Knospe.
Der Garten hat das "Natur im Garten" Prädikat erhalten. Ich freue mich sehr darüber.
Überall summt und brummt es. Die Bachstelze läuft aufgeregt hin und her. Der Zilpzalp ist unermüdlich. Tulpen, gezüchtet oder wild bringen Farbe in den Garten. Mirabelle, Kirsche und Birne blühen gleichtzeitig. Aurorafalter, kleiner Fuchs und Admiral flattern umher.
Auf dem Deich bewegt man sich wie in Watte eingepackt. Dichter Nebel umhüllt alles. Plötzlich Gänsealarm. Ich habe sie aufgescheucht, ohne sie vorher zu sehen.
Kranich, Schwäne, Enten, Gänse alle in einem Tümpel. Auf dem Weg zum nächsten Tümpel schlurft ein Nutria. Über allem blauer Himmel.
Die Schneeglöckchen haben den Weg durch die Blattschicht geschafft. Krokusse zeigen sich zaghaft, erinnern mich daran, wo ich im späten Herbst herumgeschlichen bin und ihre Zwiebeln in die Erde gedrückt habe.
Die Buschrose blüht apricotfarben und durch ihre Blätter leuchten die roten Hagebutten der Hundsrose. 
Äpfel leuchten. Apfelsaft ist längst gepresst. Maronen sind geschält, Birnen eingekocht. Nüsse trocknen. Es könnte immer weiter gehen. Aber es gibt genug Gartenbewohner, die sich gerne an Früchten laben. Hin un wieder summt es noch. Blüten fangen die Blicke. Nicht nur die unermüdliche Ringelblume, auch Margarite, Lichtnelke, selbst ein einzelner Lavendelstrauch macht mit beim Blütenreigen. Die Besenheidenblüten sind dagegen ganz unspektakulär zwischen den bunten Blättern.
Die Vögeltränke ist zum Treffpunkt geworden. Gemähtes Gras, das liegen bleibt, ist ganz schön glatt. Die Ringelblumen leuchten, der Lavendel duftet. Alles wie gewohnt und doch ist die jährliche Auffrischung der Eindrücke wie ein neuer Anstrich für die Sinne.
Ich konnte in aller Ruhe eine Drossel beobachten, die ein Schneckengehäuse immer wieder gegen einen Stein schlug. Fiel das Gehäuse zu Boden, holte sie es wieder hoch und es ging weiter. Schließlich lag die Schnecke frei und wurde verspeist.
Schneeglöckchen und Mirabellen zeigen gleichzeitig kleine Knospen mit weißem Schlitz. Der Winterjasmin blüht gelb und unter den Tannenzweigen vom Winterschutz drängen die ersten Tulpenblätter ans Licht.
Die Schneeglöckchen blühen noch. Die Krokusse schon, die Tulpen wagen sich schon ganz schön weit aus der Erde. Die Mirabellenblüten sind bereit.
Die Stare schwirren in kleinen Gruppen umher, sind gesprächig wie eh und je.
Es zwitschert unablässig. Die Kraniche rufen von allen Seiten. Schneeglöckchen schauen in die Welt, die Tulpen wagen sich nach draußen. Die Petersilie vom letzten Jahr mach weiter.
Müßiggang im Garten wird belohnt. Ich sitze mit Decke auf einem Gartenstuhl, in der Hand eine Tasse wärmenden Tees und lausche. Irgendwo klopft ein Specht. Das Klopfen endet und der Mittelspecht landet auf dem Nußbaum vor mir. Er klopft hier und da, zeigt seinen roten Unterbauch, die wunderbare Schwarz-Weiß-Grafik auf Rücken und Flügeln und er hopst von Ast zu Ast, klopft ein wenig und lässt sich auf einem neuen Ast nieder. So agil habe ich den Specht bisher nicht gesehen.
Das Wintergoldhähnchen tanzt auf der Fichte.
Monate später und der Laubfrosch begegnet mir am Fuss der Esskastanie. Ich bin mir sicher, es ist derselbe. Zweifeln ist erlaubt. Die kleine Zweitmarone war groß genug und so gibt es Maronenernte. Das Rot der Aroniablätter ist schon vorbei, jetz leuchten Ahorn und diesmal besonders die Felsenbirne. Die Stockrosen hören nicht auf zu blühen. Einzelne Rosen öffnen noch immer neue Blüten. Die Äpfel sind reif für Kompott und Saft. Es stehen ein paar Tage harter Arbeit ins Haus. Der Arbeitsanteil draußen findet heute im Sonnenschein statt. Heute regnet es schon seit Stunden gemächlich vor sich hin. Der Laubfrosch ist umgezogen. Der Zilpzalp dominiert im morgendlichen Konzert. Alle Rosen öffnen ihre Knopsen und verströmen ihren Duft. Die Haferwurz, die letztes Jahr nicht gegessen wurde, bedankt sich in diesem Jahr mit wunderbaren Blüten. Allerdings schließt sie die Blüten um die Mittagszeit und öffnet sie am anderen Morgen. Wässern bleibt als Aufgabe. Alle Rosen tragen bereits ihre Blüenknospen. Im Rhabarber wohnt ein Laubfrosch. Ich weiß nicht, wo er schläft, aber bei Sonnenschein kommt er auf seine Rhabarberblattterrasse. Wird es zu heiß, schiebt er sich gemächlich in den Halbschatten. Beim Wässern sucht er Schutz, aber ich bin vorsichtig. Mitte April beginnt die Zeit des Wässerns. Wieder ist das Frühjahr sehr trocken. An den Bäumen sind noch eine Menge kleiner trockener Äste. Sie verschwinden hinter den Blüten von Pflaume, Birne und Apfel. Neben Tulpe, Hyazinthe und Rosmarin blüht jetzt auch die Schlüsselblume. Der kleine, fast verschwundene Diptam wagt sich nun doch ans Licht. Die im letzten Jahr ausgesäten Nachtviolen sind schon sehr kräftig. Die Akelei hat sicher verbreitet und scheint sich wohlzufühlen. Herzgespann und Malven setzen sich durch. Ständig zwitschert es. Kohl-, Blau- und Sumpfmeise zetern um die Wette, Fitis und Zilzalp sind da. Rotkehlchen, die ersten Stare, der Grünfink. Jeder Tag bietet eine neue Schönheit.